Auch das Ähnlichkeitsprinzip der Homöopathie basiert auf dem Prinzip der Resonanz. Viele Dinge im Alltag beruhen auf den Gesetzmäßigkeiten der Resonanz. Wenn wir uns verlieben, dann ahnen wir noch gar nicht, was uns mit dem anderen verbindet, aber da ist schon eine Affinität, die noch gar nicht voll entdeckt ist, aber uns schon in recht intensive Schwingung versetzen kann.
Lama Ole Nydahl sagt:
,,Hingabe entsteht durch Wiedererkennen.
Trifft man auf etwas, das dem eigenen Wesen
entspricht, wird man unweigerlich ergriffen.“
Auch in der Physik finden wir entsprechende Beispiele:
Haben wir in einem Raum zwei Stimmgabeln mit der gleichen Frequenz und schlagen eine an, so beginnt die andere in Resonanz mit der ersten mit zu schwingen.
Bei vielen homöopathischen Arzneimitteln finden wir diese Resonanz zum entsprechenden Archetypen des Menschen. Lachesis z.B. wird aus dem Gift der brasilianischen Buschmeisterschlange, dieser äußerst angriffslustigsten Schlange hergestellt. Diese Reptilien sind ja bekannt für ihre gespaltene Zunge, ein Sinnbild für das alles beherrschende Thema dieses archetypischen Arzneimittelbildes, den Dualismus, also die Neigung dieses Typs, gegensätzliche Impulse, Gefühle oder Verhaltensweisen fast gleichzeitig zu hegen, sowie die Auswirkungen dieses Konfliktes auf die Psyche. Bei Lachesis kämpfen stets zwei Kräfte gegeneinander: Maßlosigkeit und Zurückhaltung. Arroganz und Bescheidenheit, Vertrauen und Zynismus, Liebe und Hass - und jede kämpft darum, sich gegen die andere durchzusetzen.
Oder auch Pulsatilla, die Wiesen-Küchenschelle, diese zarte und kleine Pflanze, die auf Hochflächen und Weiden in Zentral- und Mitteleuropa beheimatet ist. Sie besitzt einen biegsamen Stängel, der sich je nach Windrichtung hierhin oder dorthin neigt. Pulsatilla findet sich vor allem bei Frauen und Kindern. Menschen dieses Konstitutionstyps sind im Allgemeinen sanfter Natur. So wie die Blume sich im Wind hin- und her wiegt, ist Wechselhaftigkeit ein typisches Kennzeichen von Pulsatilla-Symptomen: Schmerzen wandern von einem Körperteil zum anderen, wechseln rasch von Gelenk zu Gelenk, erscheinen auf einer Körperseite und dann wieder auf der gegenüberliegenden.
Mit der Homöopathie als Heilkunst verlassen wir die dualistische Denkweise, suchen nicht mehr nach Gegensätzlichkeiten wie gut und böse, schlecht oder gut, sondern nach Ähnlichkeiten. Es geht dabei nicht um das Aufsuchen von Ursache und Wirkung als kausales Geschehen. Beim Resonanzprinzip geht es auch nicht um Wiederherstellung oder um das Verschwinden von Symptomen.
Heilung im homöopathischen Sinne bedeutet vor allem Heilung auf allen Ebenen.
Wichtig ist dabei auch ganzheitlich zu verstehen, wie oder warum ich erkrankt bin. Nur so kann ich auf alte Verhaltensmuster in Zukunft konstruktiver und gesünder reagieren.
Auch der Heiler (nicht nur als Homöopath) ist aufgefordert, vorurteilslos in die Resonanz zu gehen. Das ist schwierig, denn es gibt sicher keinen Menschen, der völlig frei von Vorurteilen ist. Der Mensch ist nun mal ein soziales Wesen und sieht sich als solches immer in Beziehung zu seinem Gegenüber, das ihn spiegelt, so wie er sich selbst als Spiegel anbietet. Wenn wir also dem Patienten gegenüber sitzen, dann laufen viele - vor allem unbewusste – Botschaften hin und her.
Es geht in der prozessorientierten Homöopathie nicht um Vorurteilslosigkeit, sondern darum, sich seiner eigenen Vorurteile und Schatten bewusst zu sein und zumindest im Prozess zu sein sie zu überwinden.
Durch die Arbeit an sich selbst werden beim Homöopathen immer mehr Themen aufgelöst, bzw. integriert und seine Resonanz bzw. sein Ähnlichwerden setzt sich in Empathie um.
Empathie an sich ist der Schlüssel zur Heilung. Wahre Empathie bedeutet Mitgefühl nicht Mitleid. Mitgefühl entsteht aus der Projektion heraus, in der ich meine Gefühle im anderen wiedererkenne. Wir spüren als Resonanz sein Gefühl in uns selbst als ein eigenes. Da gibt es keine Trennung zwischen Ich und dem Anderen. Um dies überhaupt zu erreichen bzw. diese Resonanz zu verstärken ist es unumgänglich, als Heiler an sich selbst zu arbeiten. Jegliche Form der spirituellen Übung ist dabei dienlich. Ich selbst praktiziere Zen-Meditation (mehr...) seit über 30 Jahren. In dieser Art der spirituellen Übung geht es darum, alte Konditionierungen aufzuheben, somit sich von dem Phänomen der Übertragung und Gegenübertragung zu befreien, die in einer Heiler-Patientenbeziehung so hinderlich sein kann. Mitgefühl ist eigentlich unsere wahre Natur. Sie gehört zu uns wie Herz und Atmung. Sie wurde seit der Geburt nur ständig überdeckt durch Fremdeinflüsse gewissermaßen, durch die ständige Rückbestätigung unseres Egos.